Wir kämpfen für das Wärmenetz!

So lässt sich das Ergebnis einer Sondersitzung des Gemeinderats in der Sommerpause zusammenfassen. Die jüngsten Ereignisse um den Ausstieg der Stadtwerke aus dem Wärmenetzprojekt bewegten die Gemüter der Ratsmitglieder sehr. Bürgermeister Jochen Fetzer berichtete, dass er bereits die Bundestags-Abgeordneten des Wahlkreises kontaktiert und um Hilfe gebeten hat, denn letztendlich ist es auch im Interesse des Bundes, wenn möglichst viele Wärmenetze umgesetzt werden. Fachlichen Rat gab es von Michael Maucher von der Energieagentur Ravensburg, der zusammen mit den Gemeinderäten Ideen für die weitere Herangehensweise erörtert hat.

Dabei sind zwei Dinge wichtig: Durch den Ausstieg der Stadtwerke Sigmaringen fehlt dem Binger Wärmenetz nicht nur ein Investor, sondern auch ein Betreiber des Netzes. Denn mit dem Bau des Wärmenetzes ist es letztendlich nicht getan. Es braucht in der Folge jemand, der nach der Funktionsfähigkeit des Netzes schaut. D.h., einen Monteur, der beim Ausfall der Heizung oder eines Wärmetauschers an 7 Tagen in der Woche reagieren kann. Und jemand, der die Abrechnung mit den Kunden vollzieht. Aufgrund der großen räumlichen Distanz von Singen nach Bingen hat die Firma Solarcomplex die Betriebsführung bereits ausgeschlossen.

Man war sich im Rat einig, dass es für den weiteren Prozess eine fachliche Begleitung braucht. Aufgrund der Vielzahl von Gemeinden, die jetzt in die Wärmeplanung einsteigen, sind diese Dienstleistungen knapp geworden. Dennoch wird man alles daransetzen, mit einem geeigneten Partner die Strategie für die weitere Vorgehensweise zu erarbeiten. Und dies alles, so schnell wie es geht. Wir halten die Einwohner über alle wichtigen Ergebnisse auf dem Laufenden. 

Pressemitteilung Stadtwerke Sigmaringen: Wärmenetz Bingen wird von der NRS Nahwärmegesellschaft nicht gebaut

Der Aufsichtsrat der Stadtwerke Sigmaringen, hat in seiner Sitzung am vergangen Dienstag beschlossen, dass sich die Gesellschafterin Stadtwerke Sigmaringen GmbH, nicht am Bau des Wärmenetzes in Bingen beteiligen wird. Bereits einige Tage zuvor, hatte die Gesellschafterin solarcomplex AG ihre Zustimmung zum Bau des Netzes unter den Vorbehalt gestellt, dass sich auch die Gesellschafterin Stadtwerke Sigmaringen am Bau des Wärmenetzes mit 50% beteiligt und auch die technische Betriebsführung übernimmt. Zur Übernahme der technischen Betriebsführung sind die Stadtwerke grundsätzlich bereit gewesen, nicht jedoch zur Beteiligung am Netzbau.

In Folge dieser Entscheidungen der beiden Gesellschafter, wird die gemeinsame Tochtergesellschaft NRS das Vorhaben „Wärmenetz Bingen“ nicht mehr weiterverfolgen.

Zu den Gründen der Absage der Stadtwerke Sigmaringen äußert sich deren Geschäftsführer Markus Seeger wie folgt:
„Die wirtschaftlichen Zahlen für das Projekt sind uns eindeutig zu schlecht. Sowohl die Baukosten, als auch die Zinsentwicklung am Markt haben sich die letzten zwei Jahre deutlich negativ entwickelt. Wesentlich für die Entscheidung, sind für uns aber auch die zu niedrige Anzahl der zurückgekommenen Vertragsangebote für den 1. Bauabschnitt. Mit 66 Wärmeverträgen und 17 Anschlussverträgen, lässt sich der Einstieg in das Gesamtprojekt Wärmenetz Bingen mit ca. 19 Mio. € nicht rechtfertigen“. Wir bedauern diese Entscheidung insbesondere für die Bürger in Bingen sehr, die auf eine Wärmebelieferung durch die NRS gehofft hatten“.

Auch der Vorstand der solarcomplex AG, Bene Müller bedauert es sehr, dass das von solarcomplex geplante Projekt „Wärmenetz Bingen“ mit den beteiligten Gesellschaften nicht umgesetzt werden kann.

In einem persönlichen Gespräch zwischen den Geschäftsführern Seeger (Stadtwerke) und Dreher (NRS), wurden inzwischen Herrn Bürgermeister Fetzer die Gründe für die Entscheidung der Stadtwerke Sigmaringen erläutert.

Die Eigentümer von Bingen, die bereits ein Vertragsangebot zurückgesendet haben, werden in den nächsten Tagen von der NRS noch schriftlich über die Entscheidung unterrichtet.

 

Pressemitteilung der Gemeinde Bingen: Zumeldung zur Pressemitteilung der Stadtwerke Sigmaringen

Die Entscheidung der Stadtwerke Sigmaringen zum Ausstieg aus dem Nahwärmenetz-Projekt in Bingen ist für Bürgermeister Jochen Fetzer und die Binger Gemeinderäte nicht nachvollziehbar. Die Tatsache, dass dieser Ausstieg mit der (niedrigen) Anzahl an Vertragsabschlüssen im ersten Bauabschnitt begründet wurde, hätte früher kommuniziert werden müssen, so die Gemeindevertreter. Sicherlich wäre es der Gemeinde gelungen, noch weitere Anschlüsse zu akquirieren.

Die Entscheidung der Stadtwerke ist deshalb fragwürdig, weil der zweite Investor, die Firma Solarcomplex die Zahl der Wärmelieferungsverträge nicht beanstandet hat. Für Solarcomplex hätten die unterzeichneten Verträge für einen Einstieg in das Projekt ausgereicht, was auch bis zuletzt von der NRS öffentlich kommuniziert wurde.  So stehen hinter der Entscheidung der Stadtwerke Sigmaringen doch einige Fragezeichen, so die erste Reaktion in der Gemeinderatssitzung am vergangenen Montag.

Bürgermeister Jochen Fetzer und der Gemeinderat gehen sogar noch weiter: „Wir sind maßlos enttäuscht und maximal frustriert. So viel Arbeit und vor allem Vertrauen in die Partner steckt in diesem Projekt. Uns tut es für unsere Bevölkerung, die auf das Projekt gesetzt hat, sehr leid, dass momentan keine Perspektive da ist. Was ist das gesprochene Wort eigentlich noch Wert?“.

Die Gemeinde will auf jeden Fall am Projekt festhalten und sich dafür einsetzen, dass schnellstmöglich ein Ersatzinvestor gefunden wird. Aufgrund der zunehmenden Zahl an projektierten Wärmenetzen wird dies jedoch kein leichtes Unterfangen werden.

 

Infoveranstaltung Nahwärme / Glasfaser / Strom

In der letzten Woche fand eine Infoveranstaltung der Gemeinde zum Thema Nahwärme, Glasfaser und Stromnetz statt. Rund 250 Personen fanden den Weg in die Sandbühlhalle. Nachfolgend sind die wichtigsten Ergebnisse aufgeführt:

Glasfasernetz (Hr. Vogler, BLS Sigmaringen)

  • Die Gemeinde hat die Herstellung des Glasfasernetzes im Ortsteil Bingen in Auftrag gegeben. Die BLS führt die Arbeiten aus.
  • Die Rücklaufquote aus dem BLS-Rundschreiben beträgt lediglich 54%. Die übrigen angeschriebenen Haushalte sollten sich noch zurückmelden, ob sie einen kostenlosen Glasfaserhausanschluss möchten oder nicht.
  • Jeder Haushalt hat einen Anspruch auf einen kostenlosen Hausanschluss, es sei denn, man möchte partout keine Grabarbeiten im Vorgarten. Ein späterer Anschluss hingegen ist kostenpflichtig.
  • Trotz neuem Hausanschluss besteht keine Pflicht zum Wechsel des Anbieters. Der Netzbetreiber der BLS-Netze ist die Netcom BW; sie bietet Bandbreiten bis zu 1000 Mbit/sec an. Vermutlich wird die Telekom dies nicht anbieten können und es bleibt bei der begrenzten Leistung des bisher vorhandenen Kupfernetzes.
  • Die Tarife der Netcom BW sind im Internet abrufbar
    netcom-bw.de/privatkunden/produkte/glasfaserhome
    Wichtig: Beim Vergleich der Tarife muss die Bandbreite mit einbezogen werden. Derzeit liegt diese bei max. 100 Mibt/sec, in vielen Bereichen auch deutlich darunter.

Stromnetz (Hr. Schlegel, Netze BW)

  • Die Netze BW ist grundsätzlich daran interessiert, offene Gräben zu nutzen um das Leitungsnetz zu verstärken und / oder Dachständerhausanschlüsse in den Boden zu verlegen. In den kommenden Jahren werden aufgrund der Energiewende die Freileitungen ohnehin sukzessive durch die zunehmenden Einspeisungen und Verbräuche verkabelt werden.
  • Bei einer Erdverkabelung legt die Netze BW das Kabel bis in den Keller. Um den Umschluss von der bisherigen Dacheinführung in den Keller muss sich der Hauseigentümer kümmern und diesen auch bezahlen. Der Hauseigentümer hat ein Jahr Zeit die internen Umschlussarbeiten durchzuführen.
  • Ein Anspruch auf einen Umbau der Stromzuführung besteht nicht. Die Netze BW entscheidet dies gebietsweise aufgrund des Alters / technischen Zustands des bestehenden Netzes

Nahwärmenetz – Maßnahmen im Gebäude (Hr. Maucher, Energieagentur Ravensburg / SIG)

  • Die fossilen Brennstoffe werden in Zukunft immer mehr zurückgedrängt, z.B. durch einen CO2-Aufschlag. Heizöl wird damit immer teurer, auch wenn der Rohölpreis gleichbleiben würde.
  • Um eine optimale Wärmeverteilung im Gebäude zu erreichen ist ein hydraulischer Abgleich erforderlich. Dieser sorgt dafür, dass alle Heizkörper im Gebäude gleichmäßig warm werden, unabhängig von der Lage im Gebäude (Stockwerk etc.). Damit sinken die Verbrauchskosten. Ein hydraulischer Abgleich wird von Heizungsbauunternehmen vorgenommen und kostet erfahrungsgemäß zwischen 1000 und 2000 EUR. Ein hydraulischer Abgleich ist für alle Gebäude sinnvoll, besonders aber für diejenigen, die an das künftige Nahwärmenetz angeschlossen werden.
  • Für viele Maßnahmen am und im Gebäude können staatliche Zuschüsse beantragt werden (z.B. auch für den hydraulischen Abgleich). Eine Übersicht kann nachfolgend abgerufen werden. Achtung: Aufträge dürfen erst nach Antragstellung erteilt werden.
  • Weitere Infos: Energieagentur Sigmaringen; Tel. 682133; info@energieagentur-sig.de

Nahwärmenetz – Stand des Wärmenetzes (Hr. Dürr-Pucher, Solarcomplex)

  • Aufgrund verschiedener äußerer Umstände mussten Umplanungen am Wärmenetz vorgenommen werden
  • Beispiel 1 Trassenführung Lauchert: Die bisher geplante Unterquerung der Lauchert wurde zu teuer. Dank der Zustimmung des Landkreises (Brücke) und des Betreibers des Mühlkanals kann nun durch die Lauchertstraße gefahren werden.
  • Beispiel 2 Wärmequelle: Die Energieerzeugung wurde nochmals optimiert. Es ist nun geplant, effektivere Öfen sowie eine Wärmepumpe einzusetzen.
  • Nächste Schritte: Bauantrag für das Heizhaus im Gewerbegebiet Sigmaringer Straße wird eingereicht. Staatliche Förderung wird auf Grundlage der neuen Planung beantragt.

 

Für alle Sparten:

Die notwendigen Hausanschlüsse werden in der Regel in offener Bauweise (Graben) ins Haus verlegt. Die drei beteiligten Unternehmen werden sich bemühen, dies zeitgleich und mit nur einer Trasse umzusetzen. Es wird darauf hingewiesen, dass es aus technischen Gründen auch mehrere Hauseinführungen geben kann.

beg_em_foerderuebersicht

 

Die Präsentationen zu früheren Informationsveranstaltungen zum geplanten Nahwärmenetz Bingen stehen nachfolgend zum Download bereit.

PDF-Dokument zu der finalen Projektvorstellung BingenProjektvorstellung-Bingen-final 13.u.15.09.2022
PDF-Dokument zum Fragebogen Vorplanung Bingen 2022-09-19 Fragebogen Vorplanung Bingen